Ein neuer Bericht zeigt gravierende Mängel bei der Notfallvorsorge für Babys in Europa auf

PRESSEMITTEILUNG

Donnerstag, 4. Juni 2020
Split, Kroatien

Ein neuer Bericht zeigt gravierende Mängel bei der Notfallvorsorge für Babys in Europa auf

Die Covid 19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es für alle Länder weltweit ist, ihre Bürger vor Krankheiten zu schützen. Babys, die gestillt werden, haben eine bessere Gesundheit und verstärkten Infektionsschutz, wobei die meisten Mütter gern stillen möchten. Dennoch reduzieren oder beenden viele europäische Mütter bereits in den ersten Wochen und Monaten das Stillen mangels adäquater Unterstützung durch das Gesundheitssystem und die Gesellschaft, was zur Verbreitung der Flaschenfütterung von Muttermilchersatzprodukten beiträgt.

Der heute veröffentlichte erste europäische Bericht über Ernährungsstrategien und -praktiken für Säuglinge und Kleinkinder vergleicht 18 Länder, und zeigt einen erheblichen Verbesserungsbedarf bei der Versorgung und Unterstützung stillender Mütter auf.

Der zusammenfassende Bericht ist verfügbar unter: https://internationalbreastfeedingjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13006-020-00282-z

Der vollständige Bericht ist unter dem folgenden Link zu finden: https://www.worldbreastfeedingtrends.org/resources/publications

Dieser neue Bericht zum gesunden Ernährungsbeginn mit dem Titel „Are our babies off to a healthy start?“ vergleicht die Umsetzung der Globalen Strategie der Weltgesundheitsorganisation zur Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern in den 18 Ländern, die bereits an der WBTi-Evaluierung  teilgenommen haben.. Der Bericht zeigt deutlich, dass sowohl die Unterstützung als auch der Schutz des Stillens unzureichend sind, und dass es europaweit erhebliche Mängel gibt. Die Gesundheit von Babys und Müttern, und damit auch von der Bevölkerung insgesamt leidet darunter. Bei den Ergebnissen gab es jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Die Türkei hat die höchste Punktzahl erzielt und setzt damit die Globale Strategie der WHO am besten um. Die fünf Länder mit den niedrigsten Punktzahlen gehören zur Europäischen Union.
„Ernährung ist der Schlüssel zum Erreichen der Ziele nachhaltiger Entwicklung, in Bezug auf Gesundheit, Bildung, Umweltverträglichkeit, Verringerung von Ungleichheiten und mehr.“ (Joao Breda, Leiter des Europäischen Büros der WHO für Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten, Vorwort)

Die Kriterien des WBTi-Tools sind breit gefächert und umfassen zehn Politik- und Programmindikatoren, darunter nationale politische Maßnahmen und Strategien, Stillunterstützung auf Krankenhaus- und kommunaler Ebene, Vermarktungskontrollen für Muttermilchersatzprodukte, Ausbildung von Angehörigen der Gesundheitsberufe, Katastrophenschutz und Monitoring der Stillraten. Fünf Indikatoren umfassen hierbei die Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern wie z.B. das ausschließliche Stillen für 6 Monate als WHO-Empfehlung. Die beiden Indikatoren mit den schlechtesten Bewertungen insgesamt sind die nationalen politischen Maßnahmen, sowie erschreckenderweise die Notfallvorsorge bzw. der Katastrophenschutz. Die aktuelle Pandemie stellt jedoch eine Notfallsituation für Säuglinge und Kleinkinder dar, und gemäß WBTi verfügt allein Nordmazedonien in dieser Hinsicht über einen adäquaten Katastrophenschutzplan.

Die Evaluierungen wurden mithilfe der Standardverfahren der Welt-Still-Trends-Initiative (WBTi) durchgeführt. Dieses Tool wurde erstmals 2004 vom International Baby Food Action Network (IBFAN) entwickelt, jedoch erst im Jahr 2015 in Europa eingeführt. Der Evaluierungsprozess basiert auf der Zusammenarbeit relevanter Personen, Institutionen und Organisationen innerhalb eines Landes, um gemeinsam einen Konsens zu erzielen und Versorgungslücken sowie den Handlungsbedarf bei der Unterstützung des Stillens aufzuzeigen. Der Bericht beschreibt bewährte Strategien, damit die verschiedenen europäischen Länder von diesen Beispielen guter Praxis profitieren können.

„Erfolg … beruht in erster Linie darauf, politisches Engagement auf höchster Ebene zu erreichen und die unverzichtbaren personellen und finanziellen Ressourcen aufzubringen.“ (WHO Globale Strategie 2003)

Die Umsetzung der WBTi-Empfehlungen durch Regierungen, politische Entscheidungsträger, Krankenhäuser und kommunale Dienste, Gesundheitsämter, Ausbildungseinrichtungen für Gesundheitspersonal und Andere soll mehr Mütter dazu befähigen, erfolgreich und kontinuierlich zu stillen, mit einem positiven Effekt auf die öffentliche Gesundheit.

Dieser Bericht wurde von der Europäische Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dr. Irena Zakarija-Grkovic aus Kroatien erstellt. Die Arbeitsgruppe besteht aus den Koordinatoren der europäischen Länder, die bereits eine WBTi-Evaluierung durchgeführt haben. Die Erstellung des Berichts wurde vom kroatischen Gesundheitsministerium und von UNICEF Kroatien unterstützt.

Aus dem Englischen übersetzt von: Dr. Stefanie Rosin (Berlin)  

Pressekontakt: Dr. Irena Zakarija-Grkovic
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